Aromatische Tomaten auf dem Balkon anbauen

Auf meinem Balkon Tomaten anzubauen hielt ich früher für unmöglich. Zu lange hatte ich mir von klassischen Garten-Gärtnern weismachen lassen, dass dafür riesige Maurer-Kübel nötig sind, die Platz für mindestens 40 Liter Erde bieten. Dafür ist mein 3m²-Balkon definitiv zu klein.

Trotzdem beherberge ich seit Jahren jeden Sommer 6 bis 8 große Tomatenpflanzen und freue mich über eine kunterbunte Ernte. Von Fleischtomaten über Salattomaten bis hin zu Datteltomaten und Wildtomaten habe ich jedes Jahr alles mit dabei.

Und das ist gar nicht kompliziert!

Tomaten in verschiedenen Formen und Farben in einer Schale

Tomatenpflanzen sind für Balkongarten-Anfänger super geeignet – denn kleine Fehler verzeihen sie schnell.

Sie erholen sich selbst dann gut, wenn du sie beim Umtopfen versehentlich an den Wurzeln verletzt, sie als Jungpflanzen zu wenig Licht abbekommen haben oder die ersten Outdoor-Nächte zu Beginn der Saison doch noch ein wenig zu kalt für sie waren.

Aber worauf musst du achten, damit es deine Tomaten tatsächlich gesund bis zur Ernte schaffen? Wie funktioniert das mit Aussaat und Anzucht, wie oft musst du gießen und wie groß soll eigentlich der Topf sein? Ich verrate es dir!

Tomaten aussäen oder Jungpflanzen kaufen?

Möchtest du die Aussaat lieber anderen überlassen, kannst du deine Tomaten einfach als Jungpflanzen bei einem Gärtner deines Vertrauens erstehen. Worauf du beim Kauf achten solltest, habe ich dir in einem vorherigen Artikel zusammengefasst.

In meinem ersten Tomatenjahr habe ich es mir ganz leicht gemacht und bin Mitte Mai einfach zum Discounter gegangen. Denn dann werden dort jedes Jahr Schalen mit mehreren Jungpflanzen angeboten. Meine Errungenschaft kam gleich mit 6 verschiedenen alten Tomatensorten daher. Von rot, grün, groß, klein, flaschenförmig und rund war alles mit dabei.

Möchtest du auf deinem Balkon aber ganz bestimmte Sorten anbauen, kannst du sie selbst aussäen und sie damit vom ersten Tag an bis hin zur Ernte begleiten.

Eine Fleischtomate Roter Russe hängt an einem Strauch

Tomaten aussäen für Anfänger

Der optimale Zeitpunkt für die Aussaat von Tomaten ist Mitte März. Bist du dafür schon zu spät dran, macht das aber gar nichts. Sobald es draußen wärmer wird erleben Tomaten einen Wachstumsschub.

Später ausgesäte Exemplare holen den kleinen Rückstand dann ganz schnell wieder auf. Du wirst dann vielleicht die ein oder andere Tomate weniger ernten, aber das ist immer noch besser als gar nichts anzubauen!

Für die Aussaat füllst du zunächst kleine Aussaattöpfe mit Erde und drückst sie ein wenig fest. Anschließend kannst du die Samen etwa 0,5 bis 1 cm tief in die Erde schieben. Hast du dir mehrere Sorten ausgesucht, vergiss nicht die Töpfe zu beschriften. So kannst du sie später einwandfrei auseinanderhalten.

Als Substrat nimmst du am besten nährstoffarme Erde wie zum Beispiel Anzucht- oder Kokoserde. Haben deine Pflänzchen gleich zu Beginn ihres Lebens zu viele Nährstoffe zur Verfügung, schießen sie dir schneller in die Höhe als sie in die Breite wachsen können.

Das Resultat sind dann dünne, instabile Pflänzchen denen es schwerer fallen wird, sich zu reich tragenden, stabilen Pflanzen zu entwickeln.

Licht und Nährstoffe auch für die Kleinsten

Anschließend gießt du die Erde ordentlich an, damit die Samen vollständig von Erde und Feuchtigkeit umschlossen sind. Nun freuen sich die Tomaten über einen warmen Ort. Die optimale Keimtemperatur liegt bei 20 bis 22 Grad.

Sobald deine kleinen Zöglinge nach etwa 7 Tagen das Licht der Welt erblicken, ist es super wichtig ihnen einen sehr hellen Platz zu bieten.

Tomaten Jungpflanzen einzeln in Töpfen

Suche dir dafür das hellste Fenster, das du finden kannst. In meiner Wohnung habe ich an den sonnigen Seiten leider keine oder nur sehr schmale Fensterbretter. Deshalb habe ich mir ein kleines Regal gekauft, das – mit speziellen Pflanzenlampen bestückt – zu einem schön hellen Zuhause für meine Jungpflanzen wird.

Sobald sich die ersten Laubblätter bilden, kannst du damit beginnen deine Tomatenpflanzen zu düngen. Die Laubblätter erkennst du daran, dass sie rundherum gebuchtet oder eingekerbt sind, während das erste Blattpaar – die Keimblätter – einen glatten Rand haben.

Bei der ersten Düngung dosierst du deinen Flüssigdünger erstmal nur halb so stark wie auf der Verpackung angegeben. So kannst du vermeiden, dass die im Dünger enthaltenen Mineralien die jungen Wurzeln deiner Pflanze verbrennen. Anschließend kannst du dann im wöchentlichen Rhythmus in normaler Konzentration weiterdüngen.

Genügend Platz für alle

Hast du mehrere Pflänzchen in einem Topf ausgesät, wird es ihnen darin gemeinsam bald zu eng werden. Denn dort konkurrieren sie um Platz, Nährstoffe, Licht und Wasser. Nach etwa 2 bis 3 Wochen ist der optimale Zeitpunkt gekommen um deine Pflänzchen zu pikieren.

Pikieren bedeutet einfach nur, dass alle Pflänzchen einen eigenen kleinen Topf bekommen, damit sie sich Platz und Nährstoffe nicht mehr mit ihren Nachbarn teilen müssen.

Viele kleine gelbe Datteltomaten der Sorte Ildi an einer Rispe

Da die Wurzeln in dem jungen Alter noch recht zart und zerbrechlich sind, kannst du dir für das eigentliche Pikieren einen Pikierstab oder einen ganz normalen Stift zu Hilfe nehmen. Damit lockerst du die Erde um die Pflanze herum, und hebst die Baby-Tomate dann vorsichtig aus dem Anzuchttopf.

Wann der der richtige Zeitpunkt fürs Umsetzen gekommen ist? Wenn sich das erste Paar Laubblätter bereits ausgebildet hat und das zweite schon so langsam seine Spitzchen aus dem Stiel schiebt!

Umtopfen: Der erste Umzug in einen eigenen Topf

Jetzt kannst du deine Tomaten in ihr neues Zuhause pflanzen. Dafür füllst du einen Anzuchttopf mit Erde und bohrst mit dem Finger ein Loch in die Mitte. Tomatenpflanzen werden beim Umtopfen tiefer gesetzt.

Das bedeutet, dass die Pflanze so tief in die Erde gesetzt wird, dass ein Teil des Stiels, der zuvor oberhalb der Erde gelebt hat, anschließend unterhalb der Erdoberfläche liegt.

Grund dafür sind die kleinen feinen Härchen am Stiel der Tomate: Aus jedem einzelnen Haar kann sich in der Erde später eine Wurzel bilden. Damit hat die Pflanze optimale Voraussetzungen, um sich gesund und kräftig zu entwickeln.

Bei manch anderem Gemüse wie Kürbis, Melone oder Zucchini funktioniert das übrigens ganz genauso.

Feine Haare am Stiel einer Tomatenpflanze

Bevor du die kleine Pflanze in die Erde setzt, entfernst du noch die untersten Blätter, indem du sie vorsichtig mit einer kleinen Schere oder den Fingern abknipst.

Je nachdem wie groß der Setzling bereits ist, entfernst du nur die unteren Keimblätter oder auch noch ein Paar der darüber liegenden Laubblätter (wie du Laub- und Keimblätter voneinander unterscheidest habe ich weiter oben erklärt). Am Ende sollten noch etwa 3 Blattpaare übrig sein.

Ist das vollbracht, füllst du den Topf mit Erde auf, drückst sie leicht an und spendierst der Tomate einen ordentlichen Schluck Wasser. So ist sie für die nächsten Wochen bestens gerüstet und du kannst ihr gespannt beim Wachsen zusehen.

Auszug: Deine Tomaten ziehen auf den Balkon

Frost wird von Tomaten nicht besonders gut vertragen. Deshalb dürfen sie erst nach den Eisheiligen – also ab Mitte Mai – auf den Balkon gepflanzt werden.

Du bist guter Dinge, dass euch keine frostigen Tage mehr bevorstehen? Dann sei ruhig ein bisschen mutiger und schick deine Pflänzchen schon Anfang Mai in die Freiheit.

Sollte es doch nochmal etwas kühler werden, kannst du sie nachts abdecken oder den Topf in die Wohnung holen.

Rote und grüne Tomaten hängen an Rispen

Bevor sie ausziehen, möchten sie aber gerne an die neue Umgebung draußen gewöhnt werden. Haben die Blätter bisher nur Kunstlicht kennengelernt, können sie von der Sonne leicht verbrannt werden. Denn auch schon im Frühjahr ist sie stark genug, um die noch zarten Blätter zu überhitzen.

Deine Balkon-Tomaten werden dir also dankbar sein, wenn du etwa 2 bis 3 Wochen vor ihrem großen Umzug damit beginnst, sie stundenweise nach draußen zu stellen. So können sie sich nicht nur an die kühleren Grade, sondern auch an die direkte Sonneneinstrahlung  gewöhnen.

Die optimale Topfgröße für deine Tomaten auf dem Balkon

Pro Pflanze sind 14 bis 15 Liter Erde vollkommen ausreichend. Ein Topf mit diesem Volumen hat meist einen Durchmesser von 30 bis 35 cm. Manche Gärtner behaupten, man bräuchte pro Tomatenpflanze einen Maurerkübel mit 40 bis 50 Liter Erde. Lass dich davon nicht verunsichern – es ist schlichtweg nicht wahr.

Mag sein, dass du in einem riesigen Kübel vielleicht ein klein wenig mehr ernten könntest. Wenn dir dafür aber schlichtweg der Platz fehlt, bringt dich dieser Ansatz nicht weit. Es ist also völlig in Ordnung, wenn du etwas kleinere Töpfe verwendest.

Ich selbst ernte seit 2019 jedes Jahr viele Kilos hocharomatische Tomaten aus Töpfen mit etwa 14 Litern Volumen. Manche der Fleischtomaten wurden darin fast ein halbes Kilo schwer!

Der perfekte Standort für deine Balkon-Tomaten

Tomaten lieben die Sonne! Mindestens 5 bis 6 Stunden am Tag sollten sie sich deshalb darin baden können. Da viele Tomatensorten bei zu viel Feuchtigkeit leider Braunfäule entwickeln, solltest du sie möglichst vor Regen schützen. Ist dein Balkon nicht überdacht, kannst du die Töpfe einfach nah an der Hauswand platzieren. Dort sind sie zumindest ein wenig vor Niederschlag geschützt.

Rote und grüne Tomaten am Strauch

Versuche die Töpfe nicht ganz so nah aneinander zu stellen. Denn wird aus deinen Tomatenpflanzen im Laufe des Sommers ein dichter Wald, kann Feuchtigkeit wie Tau und Regen nicht mehr gut abtrocknen. Besonders Pilzerkrankungen fühlen sich dann pudelwohl.

Das eigentliche Umtopfen in den großen Topf funktioniert übrigens genauso wie beim Pikieren: Loch in die Erde, Tomatenpflanzen tiefer setzen, vorher die unteren Blätter entfernen, Topf mit Erde auffüllen, angießen. Voilà! Deine erste Balkon-Tomate ist in ihr endgültiges Zuhause gezogen.

Tomaten im Topf richtig düngen und gießen

Um möglichst bald eine große, leckere Ernte einzufahren, ist es jetzt wichtig deine Tomatenpflanzen optimal zu pflegen. Oberste Prio haben dabei die Versorgung mit Wasser und Dünger.

Steht eine Tomatenpflanze in einem normalen Gartenbeet zu trocken, bohrt sie ihre Wurzeln einfach tiefer in die Erde, um dort Feuchtigkeit zu finden. In einem Topf ist das für sie allerdings nicht möglich.

Deshalb solltest du die Erde immer leicht feucht halten, damit die Pflanze bei Bedarf jederzeit Wasser aufnehmen kann. Achte aber darauf, dass nach dem Gießen im Untersetzer kein Wasser stehen bleibt.

Zwei grüne Tomaten am Strauch

Unter normalen Bedingungen ist es ausreichend, Tomaten einmal pro Tag zu gießen – an sehr warmen und sonnigen Tagen gönne ich ihnen oft noch eine zweite Portion Wasser.

Um die Blätter trocken zu halten, gieße ich grundsätzlich nur von unten. Anstatt die ganze Pflanze mit Wasser zu überschütten, gieße ich das Wasser also nur direkt auf die Erde. Sind dir dabei die unteren Blätter der Pflanze im Weg, knipse sie einfach ab.

Das fördert eine gute Luftzirkulation und deine Gießkanne hat freie Fahrt!

Tomaten zählen zu den Starkzehrern. Sie benötigen also besonders viele Nährstoffe, um gesund bleiben und kräftig wachsen zu können. Deine Zöglinge werden dir deshalb sehr dankbar sein, wenn du sie 1 Mal pro Woche mit einem hochwertigen Gemüsedünger versorgst.

Gib deinen Tomaten Halt

Der Stamm von Tomaten ist nicht stabil genug, um auf Dauer ohne Unterstützung senkrecht nach oben zu wachsen. Damit deine Pflanzen nicht umfallen oder abknicken, kannst du ihnen mit speziellen Stäben aushelfen.

Tomatenpflanzen mit Rankstäben aus Bambus auf einem Balkon

Bewährt haben sich Tomaten-Rankstäbe aus Metall. Dank ihrer Spiralform stabilisieren sie die Pflanzen besonders gut. Hast du in deiner Nähe keinen Baumarkt wo du sie erstehen kannst, findest du sie im Frühjahr oft auch als Aktionsangebot beim Discounter.

Möchtest du deinem Balkon einen etwas natürlicheren Look verleihen, kannst du deine Tomaten auch an großen Bambusstäben festbinden. Einige Exemplare habe ich auf meinem Balkon bereits seit mehreren Jahren im Einsatz und sie machen eine richtig gute Figur!

Wann kann ich denn jetzt endlich ernten?

Wann du deine ersten Tomaten ernten kannst, hängt ganz von der angebauten Sorte ab. Kleine Kirsch- oder Datteltomaten kannst du oft schon ab Juli von der Pflanze pflücken. Große Fleischtomaten benötigen dagegen mehr Zeit, bis sie vollkommen durchgereift sind.

Zwei wichtige Schritte, um zu erkennen wann deine Tomaten erntereif sind:

1. Sortentypische Farbe:

Manche Sorten reifen gelb aus, manche orange, grün, hellrot oder dunkelrot. Das Erreichen ihrer typischen Farbe ist der erste Schritt zur Reife.

2. Druck:

Haben Tomaten bereits ihre sortentypische Farbe erreicht, bleiben sie oft noch eine Weile hart. Sobald du sie mit dem Daumen leicht eindrücken kannst, sind sie reif für die Ernte.

Am besten schmecken deine Tomaten übrigens dann, wenn sie – frisch gepflückt – noch richtig warm von der Sonne sind. Da tanzen die Aromen Tango auf der Zunge!

Wie isst du deine Tomaten am liebsten und welche Sorten haben es dir besonders angetan?

Ich bin gespannt auf deinen Kommentar!

Pinterest
Facebook
WhatsApp
Email
X

Schneckenpost gefällig?

Du möchtest noch mehr spannende Tipps zum erfolgreichen Anbau von Gemüse und Obst auf deinem Balkon? Dann lass mir deine E-Mail da!

Mit dem Absenden bestätigst du meine Datenschutzbestimmungen und erteilst mir die Erlaubnis, dir E-Mails mit Tipps und Angeboten zum Gärtnern auf dem Balkon zuzusenden. Jede E-Mail beinhaltet einen Link, über den du dich wieder abmelden kannst. 

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen

Deine SchneckenPost ist da!

Du möchtest noch mehr Tipps zum Gemüse-Gärtnern auf deinem Balkon? Dann lass mir deine E-Mail da:

Mit dem Absenden bestätigst du meine Datenschutzbestimmungen und erteilst mir die Erlaubnis, dir E-Mails mit Tipps und Angeboten zum Gärtnern auf dem Balkon zuzusenden. Jede E-Mail beinhaltet einen Link, über den du dich wieder abmelden kannst.